Beratung in Fällen von sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt
Wir informieren und beraten als Vertrauenspersonen zu sexualisierter Diskriminierung und Gewalt.
Die Universität Bayreuth fördert ein Studien- und Arbeitsumfeld, das von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Sexuelle Belästigung wird deshalb unter keinen Umständen geduldet und entsprechend sanktioniert. Die UBT strebt ein Klima der Solidarität und Gleichberechtigung an, in dem sich alle angstfrei und ohne Einschränkung ihrer Entwicklungsmöglichkeiten gegen sexuelle Belästigung zur Wehr setzen können. Um dies zu erreichen, bietet sie Beratungsmöglichkeiten und Fortbildungen für Studierende, Lehrende, Mitarbeitende und Vorgesetzte an.
Richtlinien:
Antidiskriminierungsrichtlinie an der Universität Bayreuth (2020)
- Was ist sexuelle Belästigung?Einklappen
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Sexuelle Belästigung ist jedes psychische, physische oder verbale Verhalten mit sexualisiertem Bezug, das von der betroffenen Person als grenzüberschreitend, unangenehm und unerwünscht empfunden wird oder darauf ausgerichtet ist, diese Wirkung zu erzielen. Sexuelle Belästigung ist stets einseitiges Verhalten, das sich grundlegend von Flirts oder Komplimenten unterscheidet und häufig zu Stresserleben, Verunsicherung, Angst, Depression sowie psychosomatischen Beschwerden führt. Sexuelle Belästigung ist als Form unzulässiger Benachteiligung durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (kurz: AGG) §3 verboten. Sexuelle Belästigung hat nichts mit Sexualität als einem grundsätzlich positiv gedeuteten Geschehen zu tun. Täter und Täterinnen nutzen sexuell konnotierte sowie durch sie selbst sexuell aufgeladene Äußerungen und Handlungen, um Macht und Überlegenheit auszuüben. Auch wenn die verursachende Person angibt, keine Belästigungsabsicht zu haben, kann ein o.g. Verhalten sexuelle Belästigung sein.
Wann eine Grenze überschritten ist, ist subjektiv und hängt von der Perspektive der betroffenen Person ab. Zur individuellen Einschätzung können folgende Fragen als Orientierung dienen:
- War das Verhalten der verursachenden Person unerwünscht?
- Geht das Verhalten einseitig von der verursachenden Person aus?
- Fühle ich mich aufgrund des Verhaltens unangenehm berührt oder abgewertet?
- Wurden mir bei Entgegenkommen Vorteile versprochen?
- Wurden mir bei Verweigerung Nachteile angedroht?
- Das Verhalten geht weiter, obwohl ich deutlich gesagt habe, dass ich das nicht möchte
Wenn Sie nach einer erlebten Situation eine der Fragen mit "Ja" beantworten oder sich diesbezüglich unsicher sind, wenden Sie sich gerne uns.
- Was können Betroffene tun?Einklappen
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Aus Angst, als prüde, empfindlich oder humorlos empfunden zu werden, verleugnen oder beschönigen viele Betroffene sexuelle Belästigung. Es ist Ihr Recht, sich zu wehren! Warten Sie nicht darauf, dass das Fehlverhalten von allein aufhört. Schaffen Sie mit deutlichen Worten klare Verhältnisse. Machen Sie klar, dass grenzverletzendes Verhalten nicht erwünscht ist. Bleiben Sie nicht allein. Sprechen Sie mit Menschen Ihres Vertrauens! Dies hilft Ihnen, Unsicherheitsgefühle abzubauen. Protokollieren Sie die Vorfälle (Datum, Uhrzeit, Ort, Anwesende, was genau ist geschehen?). Sie können sich an die angegebenen Beratungsstellen wenden, allein oder mit einer Person Ihres Vertrauens. Alle Angaben werden vertraulich behandelt. Ohne Ihre Zustimmung werden keine Maßnahmen unternommen. Welche der möglichen Maßnahmen ergriffen werden sollen, entscheiden allein Sie selbst. Mögliche Sanktionen gegen Täter/-innen beinhalten: Ausschluss von Lehrveranstaltungen, Exmatrikulation, Hausverbot.
Ansprechpersonen:
Prof. Dr. Karin Birkner
- stellvertretende Universitätsfrauenbeauftragte
- Ansprechperson bei Fällen sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt gemäß Art.25 Abs.1 BayHIG
- Gehe zu: Kontakt
- Gehe zu: E-Mail
Miriam Bauch (Erstkontakt)
Jederzeit können Sie sich außeruniversitäre Unterstützung suchen (z.B. beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen) oder sich an die Polizei wenden.
Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" – Unterstützung für Frauen in Not
365 Tage im Jahr, rund um die Uhr kostenfrei erreichbar: Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" bietet Betroffenen erstmals die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent, sicher und barrierefrei beraten zu lassen. Qualifizierte Berater*innen stehen den Hilfesuchenden vertraulich zur Seite und vermitteln sie bei Bedarf an Unterstützungsangebote vor Ort, etwa an eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus in der Nähe. Barrierefreiheit und Mehrsprachigkeit sichern den Zugang für Frauen mit Behinderung und geringen Deutschkenntnissen. Auch Angehörigen, Freund*innen sowie Fachkräften steht das Hilfetelefon für Fragen und Informationen zur Verfügung.
Externe Beratungsstellen
- Beratungsstellen in der Stadt Bayreuth
- AVALON Notruf- & Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt e.V. in Bayreuth
- Themis, Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt e.V.
- Opferhilfeverein Weißer Ring e.V. in Bayreuth
- Catcalls of Bayreuth
- Bundesweites Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Externe Links
- Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt an Hochschulen, eine Infoseite der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten: http://www.bukof.de
- Geschlechtsbezogene und sexualisierte Gewalt in der Wissenschaft, eine Infoseite des Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung: https://www.gesis.org/cews/themen/geschlechtsbezogene-und-sexualisierte-gewalt
- kfg_kulturwandel. Antisexismus Initiative des Koordinationsbüros für Frauenförderung und Gleichstellung der TU Berlin: https://blogs.tu-berlin.de/kfg_kulturwandel
- GenderSafe. Ending gender-based violence in academia: https://gendersafe.eu/
- Weiterführende LiteraturEinklappen
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Pritchard, E., & Edwards, D. (Eds.). (2023). Sexual Misconduct in Academia: Informing an Ethics of Care in the University (1st ed.). Routledge.- https://doi.org/10.4324/9781003289944
- UBT: 50/MS 3200 P961 (ZB)
- This book is about experiences of sexual misconduct in the everyday spaces of academia and what and how we can learn from these experiences to inform an ethics of care in the university. By bringing a wide range of lived experiences of students, staff and researchers out of their current marginalised positions within academic discussions, the book offers a deeper understanding of sexual misconduct in the academy for both students and staff. Each of the chapters offers not only opportunities for conversation and reflection, but addresses and suggests what responses to academic sexual misconduct could and should involve. By presenting collective accounts of experiencing, witnessing, researching and writing about sexual misconduct in academic spaces, Sexual Misconduct in Academia examines how to develop ethical pedagogical practices, if an ethics of care is to be truly implemented or transformed. This book is suitable for students and scholars in Gender Studies, Education and Sociology.
Bourabain, D. (2021), Everyday sexism and racism in the ivory tower: The experiences of early career researchers on the intersection of gender and ethnicity in the academic workplace. Gender Work Organ, 28: 248-267.- https://doi.org/10.1111/gwao.12549
- The academic workplace is often described as a place of merit and equal opportunities. However, research shows a leaky pipeline where the share of women and people of color decreases in the higher echelons of academia. Explanations are often structural, referring to the access barriers women are confronted with, such as hiring and recruitment. This research investigates what goes wrong in the early phases of a female academic's career. From an intersectional perspective, I study the experiences with everyday sexism and racism of PhD and postdoctoral researchers across disciplines. After conducting 50 in-depth interviews, four processes are discovered: smokescreen of equality, everyday cloning, patronization, and paternalism.
Mukherjee, A., & Dasgupta, S. (2022). “He Says, She Says”: Sexism and Sexual Harassment in Higher Educational Institutions of India. Journal of Economic Issues, 56(2), 408–415.- https://doi.org/10.1080/00213624.2022.2057169
- Results of a survey among current and former female students of colleges and universities in India show that subtle and explicit sexist practices are perpetuated in campus spaces by both male students and faculty members. Moreover, one in ten respondents reported being sexually assaulted by at least one person from their educational institutions. Further, we present a dynamic three-player game-theoretic model. The results highlight the role of institutions in lowering incidences of sexual harassment, and also incorporate the feminist critic of institutional responses in this context, thereby underlining the crucial role of both institutional action and cultural norms.
Ibrahim, D., & Riley, R. (2023). Female Medical Students’ Experiences of Sexism during Clinical Placements: A Qualitative Study. Healthcare, 11(7), 1002.- https://doi.org/10.3390/healthcare11071002
- In the UK, more women are studying medicine than men, most of whom have experienced sexism, yet these experiences are under-researched. This qualitative study explores female medical students’ experiences of sexism on placement, impacts sustained, barriers and facilitators encountered upon reporting. A total of 17 semi-structured interviews were conducted, employing purposive sampling, snowball sampling and an inductive thematic analysis. A qualitative methodology was underpinned by the feminist social constructionist theory. Four themes were identified = 1: experiences of sexism, comprising physical and verbal harassment and microaggressions; 2: negative impacts of sexist encounters ranged from psychosocial to repercussions on learning and development; 3: systemic and attitudinal barriers to reporting; 4: recommendations to tackle sexism shaped by the views and experiences of female medical student participants. Female medical students experienced wide-ranging sexism which negatively impacted their wellbeing with negative repercussions for their training and development. The barriers to reporting need to be urgently addressed, and systems, policies and processes need to be over-hauled to sensitively, effectively and equitably manage and provide justice to students who experience and report sexism. Students need to be empowered to respond, report and be offered psychological safety in doing so. Attitudes and practices which are complicit in sustaining sexism need to be challenged and changed.